"Die Arbeit an dem Film begann nach der umstrittenen Entscheidung eines Kölner Gerichtes, das entschieden hatte, rituelle Beschneidungen als Körperverletzung zu werten. Und trotz der Tatsache, dass diese Entscheidung nur einige Monate später von einem höheren Gericht aufgehoben wurde, konnte ich in Anbetracht der Bedeutung dieses Rituals nicht anders, als zu diesem Thema einen Dokumentarfilm zu drehen. Allerdings wäre der Film ohne die Unterstützung von Yulia Kuhn nicht möglich gewesen.
Das Ritual der Beschneidung ist relevant sowohl für die Kinder des jüdischen Volkes als auch für die Moslems. In meinem Film habe ich die Gewichtung auf die Beschneidung aus der Sicht des Judentums gelegt. Zuerst führte ich eine Umfrage in der deutschen Gesellschaft durch, um zu verstehen, wie wichtig dieses Thema für den deutschen Otto Normalverbraucher ist, aber auch, um herauszufinden, wie die Einstellung der Menschen zu diesem Ritual ist - einem Ritual, welches bereits einige tausend Jahre alt ist.
Ich war aber nicht nur an der historischen, sondern auch an der rechtlichen Seite des Problems interessiert. Aus diesem Grund verabredete ich mich zum Interview mit Liviu Cornea, einem Kriminalhauptkommissar aus Bremen.
Natürlich habe ich die religiösen Aspekte der Beschneidung nicht außer Acht gelassen - hierüber erzählten mir der Landesrabbiner Bremens, Netanel Teitelbaum und ein Beschneider (Mohel) aus Frankfurt, Rabbiner Reuven Ungar. Wir hatten auch die Gelegenheit, bei der Beschneidung eines Babys in der jüdischen Gemeinde in Bremen dabei sein zu dürfen. Im Film sind natürlich keine expliziten Bilder von diesem Ritual zu sehen. Lediglich die Vorbereitungen wurden gefilmt. Meist werden jüdische Babys im Alter von 8 Tagen beschnitten. Nach viel Aufwand habe ich aber einen Mann gefunden, der, wie ich selbst, das Ritual der Beschneidung im Erwachsenenalter erlebt hat. Dieser Mann ist ein Mitglied der jüdischen Gemeinde Bremens, Pawel Kogan, welcher über seine Gedanken und Gefühle vor und nach der Operation sprach.
In meinem Film zeige ich neben dem täglichen Leben der Gemeinschaft auch die Verbindung zwischen den Generationen - von der Geburt an bis zum Tod. Es ist wichtig zu betonen, dass das Ritual der Beschneidung ein Bindeglied zwischen den Großvätern, den Vätern und den Kindern ist - ein Ritual, welches schon immer ein Teil der jüdischen Identität war und zwar in glücklichen Zeiten und in Zeiten der Verfolgung, Erniedrigung, Belästigung und des Massenmordes. Unter anderem dieses Thema ist Gegenstand des Interviews mit der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Bremens, Frau Senatorin Elvira Noa.
Mit meinem Film möchte ich zur Diskussion und Meinungsvielfalt anregen."
Text von Max Vinokur