"Wie ein Strich durchs Leben"
Als geduldeter Flüchtlingsjugendliche in Deutschland

Eine Dokumentation von Rebekka Schaefer; Bremen, 43 Min. 2006

Erstausstrahlung: 18.10.2006


 


Meryem Kaymaz, ehemals Chaabo, will Anwältin werden, koste es was es wolle. Zur Zeit holt sie erstmal ihren Realschulabschluss nach, an der Erwachsenenschule in Bremen. Ob sie aber die Schule überhaupt zu Ende machen kann, ist nicht sicher: Am 19. Oktober 2006 läuft wieder mal ihre von der Ausländerbehörde Bremen ausgestellte Duldung aus. Ob diese erneut verlängert wird, ist ungewiss.

Gerade mal sechs Monate alt, kam Meryem Kaymaz mit ihrer Familie vor achtzehn Jahren als Bürgerkriegsflüchtling aus dem Libanon nach Deutschland. Hier bekam die Familie als Staatenlose Asyl, seit zehn Jahren leben sie in Bremen Walle.

Vor sieben Jahren verloren Meryem, ihre sechs Geschwister und ihre Eltern die bis dahin geltende Aufenthaltserlaubnis. Der Grund: Die Ausländerbehörde war in der Türkei auf die Registrierung der Familie gestoßen, die der Großvater dort zur Absicherung seiner Familie vorgenommen hatte. Der Familie wurde die unbefristete Aufenthaltserlaubnis entzogen, sie bekamen eine Duldung. Diese „vorübergehende Aussetzung der Abschiebung“ von Meryrem wird, seitdem sie sechzehn Jahre alt ist, unabhängig von ihrer Familie entschieden. Alle drei Monate muss sie zur Ausländerbehörde, um eine Verlängerung ihres Status zu beantragen. Falls eine Verlängerung abgelehnt wird, kann sie, seit sie achtzehn ist, alleine abgeschoben werden. In ein Land, das ihr völlig fremd ist und dessen Sprache sie nicht spricht.

Der Film erzählt von den Folgen, die der mittlerweile über sieben Jahre andauernde Schwebezustand für Meryem und ihre Familie hat: Perspektivlosigkeit durch die permanente Angst vor der Abschiebung, Entzug der Arbeitserlaubnis, Residenzpflicht in Bremen, Familienzerrüttung.
Wir sehen aber auch, dass Meryem sich mit anderen Jugendlichen zur Gruppe „Jugend ohne Grenzen“ zusammengeschlossen hat, um für ein Bleiberecht für lange in Deutschland lebende Flüchtlinge zu kämpfen.

Im November dieses Jahres wird bei der Innenministerkonferenz in Nürnberg über eine Bleiberechtsregelung für langjährig geduldete Flüchtlinge verhandelt. Meryem, ihre Familie und an die 200 000 andere Geduldete hoffen auf eine Entscheidung, die ihnen allen gerecht wird.

Einen Ausschnitt aus dem Film können Sie auch HIER sehen.

zurück zum Archiv